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BOMBENSTIMMUNG

Neckartal, Hohenzollern, Lichtenstein, Donautal. Berühmte Dichter und geniale Erfinder sind hier geboren. Zwischen viel Geschichte verbergen sich schwäbische Lebensart und viel Kurvenspass.


Von den Schwaben wird bis in die Schweiz nichts Herausragendes erzählt – ausser, dass sie besonders geizig und ein Volk von Häuslebauer seien.

Ganz so eigennützig sind die Schwaben jedoch nicht. Gigantische Kirchen, romantische Schlösser und stolze Burgen zeugen davon. Die Schwaben der Gegenwart geben sich sogar völlig der Spassgesellschaft hin: Motorrad fahren ist besonders auf der Schwäbischen Alb sehr beliebt. Natürlich auch, weil man die ohnehin nötigen Wege ins «G’schäft» oder in «d’Wirtschaft» so mit dem Unnützen verbinden kann.

Geographisch betrachtet zieht sich die Schwäbische Alb von Nordosten nach Südwesten – also vom weltberühmten Meteoritenkrater, dem Nördlinger Ries, bis zur Küssaburg hoch über dem Rheinfall an der Schweizer Grenze. Die Alb und ihr Vorland sind uraltes Kulturland. Mittelalterliche Burgen, Klöster und Reste römischer oder keltischer Siedlungen gibt es hier in ungewöhnlicher Dichte. Auch Höhlen bietet die Alb in grosser Zahl. Der Unterbau der Alblandschaft besteht nämlich aus porösem Kalkstein, der vor 150 Millionen Jahren in einem grossen Meer zur Ablagerung kam und seither vom Sickerwasser ausgewaschen wird.



Viel Steine gab’s…

In den flachen Tälern durchziehen Bäche und kleine Flüsse die steppenhafte Hochlandschaft Richtung Donau oder Neckar. Und da die Wasserkraft neben Muskel- und Windenergie jahrtausendelang die einzige Kraftquelle für mechanische Geräte war, entstanden vorwiegend hier die ersten Ansätze gewerblicher Tätigkeit. Zahlreiche Mühlen und Wasserräder zeugen von vergangenen Tagen. Und weil Wasser einfach im Kalkgestein versickert, ist im Gegensatz zu den Tälern die Albhochfläche knochentrocken. Und das ist kein Spruch: Denn in Trockenzeiten musste vor noch gar nicht so langer Zeit das Wasser mit Fässern aus den Tälern über die Steigen hinauf in die Albdörfer transportiert werden. Erst in den 70er-Jahren des 19. Jahrhunderts wurde auf die Alb hinauf eine Wasserversorgung gebaut und ermöglichte der Landbevölkerung einen bescheidenen Wohlstand. Trotz der steinigen Äcker.

Unter der Alb-Oberfläche entstanden monumentale Bauwerke der Natur: Tropfsteinhöhlen.




Bären und Stalagmiten

Die wohl bekanntesten Höhlen der Alb befinden sich in der Nähe von Reutlingen: die Nebel- und Bärenhöhle. Mit 320 m Gesamtlänge eröffnet die Nebelhöhle dem Besucher eine phantastische Welt von Tropfsteingebilden, den sogenannten Stalaktiten und Stalagmiten. Das komplett erhaltene Skelett eines Teddy- Kuscheltieres gibt es in der Bärenhöhle noch als Zugabe. Die Höhlen der Reutlinger Alb waren übrigens Ende des 19. Jahrhunderts ein regelrechter Besuchermagnet: Hier konnte man, noch bevor die grossen Städte elektrifiziert waren, dieses neuartige High-Tech-Licht bewundern.


Wer Nebelhöhle sagt, muss auch Lichtenstein sagen. Denn das sind jedem Schwaben vertraute Namen. Hier hat sich der Legende nach Herzog Ulrich zu Württemberg, von Kaiser, Reich und schwäbischem Bund verjagt, versteckt gehalten. Nachzulesen in Wilhelm Hauffs Roman «Lichtenstein». Und eben diese romantische Erzählung gab 1839 Graf Wilhelm von Württemberg die Anregung zum Bau des spätgotischen «Schlössles» Lichtenstein. Vorher stand hier eine weit weniger pittoreske, mittelalterliche Burg. Das neue Schloss wurde 1842 fertig gestellt. Seine Bauweise und Lage, auf einem schroffen, aus dem Wald über das Echatztal aufragenden Felsen, ist wirklich aufregend schön. Die Innenräume bergen sehenswerte Kunstschätze, etwa ein zwei Meter grosses Glas im «Saufzimmerle». Kulinarisch ist hier noch immer alles im grünen Bereich: Im angrenzenden Forsthaus mit Luxusblick hinab ins Echatztal können echt schwäbische Spezialitäten geordert werden. Ach ja, noch was: Von 1373 bis 1438 hatten die Ritter zu Lichtenstein sogar enge Beziehungen in die heutige Schweiz. Viele Orte in der Umgebung waren bis 1694 im Besitz des Bistums Chur.


Höher, schneller, weiter

Die Schwaben schrecken nicht einmal vor den Kosten monumentaler Bauwerke zurück. Der Beweis: Eine ausgewachsene Burg und ein gigantisches Münster. Das Münster steht in Ulm an der Donau – übrigens der Geburtsort Albert Einsteins – und hat mit 161 Metern den höchsten Kirchturm der Welt.


Die Ulmer mehr als 500 Jahre an ihrer «Kirch» herumgebaut, aber mit der Fertigstellung des Turmes haben die «g’scheiten Schwaben» solange gewartet, bis der Kölner Dom vollendet war – um dann noch eins draufzusetzen.

Ulmer Münster - beeindruckender Drohnenflug:



Und was ist mit der Burg? Die steht in der Nähe von Balingen, heisst Hohenzollern und ist sogar in voller Schräglage schon von der Ferne unübersehbar. Auf einem hohen steilen Berg hat das gleichnamige Adelsgeschlecht eine feste Burg gebaut. Die wurde 1493 auch schon wieder erobert und zerstört, um natürlich anschliessend wieder aufgebaut zu werden und so weiter und so fort – und ist jetzt fest in der Hand japanischer Touristen. Aber man muss zugeben, dass sich das hochgetürmte Schloss Hohenzollern aus der Ferne wirklich prächtig ausnimmt. Bei soviel Glanz und Gloria waren aber nicht nur verschwenderische Schwaben am Werke: Die Zollernalb gehörte nämlich bis zum Untergang der deutschen Monarchie im Jahre 1918 zum Staate Preussen und nicht etwa zum Königreich Württemberg. Da gab es einmal richtige «schwäbische Saupreussen», mit Grenzhäuschen und eigener Währung.




Bombenstimmung

Nicht weit vom Hohenzollern wird man in Haigerloch mit der jüngeren deutschen Geschichte konfrontiert: dem Atomkellermuseum. Haigerloch, so munkelt man, ist die malerischste Stadt der Alb. Versteckt liegt es zwischen felsigen Höhen in einer beinahe rundum geschlossenen Schlinge eines Baches, der Eyach. Wohl deshalb versuchte sich hier kurz vor Kriegsende eine Riege führender deutscher Kernphysiker um Professor Heisenberg am Bau der deutschen Atombombe. Die Reste des Versuchsreaktors befinden sich in einem Felsen direkt unter der Haigerlocher Schlosskirche. Für militante Pazifisten bietet sich natürlich alternativ die Möglichkeit zur Besichtigung des Haigerlocher Schlosses und der besagten Kirche.

Und auch wer einfach nur faul sein will, ist hier bestens aufgehoben: Gemütlich trinkt man «a Tässle Kaffee» in der malerischen Altstadt und «guckt de Mädla oder de Kerle» nach. Wenn die Körbe, die sich bei dieser Beschäftigung angesammelt haben, alle im Tankrucksack verstaut sind, sei noch ein Abstecher durchs Donautal nach Sigmaringen empfohlen. Dort – am Ende des schwäbischen Grand Canyon – gibt es schon wieder ein grosses Schloss zu bestaunen.

GPX-File: https://www.mygpsfiles.com/app/#fens4JCN

Der Wahnsinn

Nun sollte auch der letzte Skeptiker überzeugt sein, dass die Schwaben gar nicht geizig sind. Wem das immer noch nicht genügt, der möge sich noch das barocke Münster in Zwiefalten bei Riedlingen anschauen. Und wer angesichts der einzigartigen Rokoko-Innenausstattung immer noch nicht zustimmen will, dem hilft wahrscheinlich nur noch ein Klinikaufenthalt: 1812 wurde hier nämlich die erste «Königlich Württembergische Irrenanstalt» mit 46 Patienten eingerichtet. Also Vorsicht.



REISEINFOS

Sehenswürdigkeiten

Zündapp-Museum der Brauerei Zoller-Hof

Legendäre Motorräder, das berühmte Automobil "Janus" und rund 100 weitere, einzigartige Exponate der Kultmarke Zündapp erwarten Sie im Zündapp-Museum der Brauerei Zoller-Hof in Sigmaringen.


Schloss Sigmaringen Wahrzeichen der Stadt, zeigt mit seinem heutigen Ausbau eindrucksvoll die geschichtliche Entwicklung von einer mittelalterlichen Burg zu einem fürstlichen Residenzschloss.


Atomkellermuseum: Ein Bierkeller in Haigerloch, war von Ende

1944 bis April 1945 vom damaligen Berliner Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik

angemietet. Die Physiker unter der Leitung von Prof. Werner Heisenberg

führten hier Versuche an einem deutschen Atommeiler durch. Infotelefon

+49-7474/367. Internet: www.haigerloch.de


Kloster Beuron: Im Jahre 861 wurde Beuron erstmals im Besitzverzeichnis des Klosters St. Gallen als Purron erwähnt.


Die Nebelhöhle liegt im Gestein des weißen Jurakalks unweit von Sonnenbühl-Genkingen. Sie ist auf rund 450 m begehbar.


Die Bärenhöhle ist wohl die bekannteste Schauhöhle der Schwäbischen Alb. Erst vor 50 Jahren wurde diese Höhle, die mit der seit 1834 bekannten Karlshöhle verbunden ist, entdeckt und für Besucher geöffnet.


Schloss Lichtenstein - das Schwäbische Neuschwanstein. Die um 1390 entstandene Burg galt als eine der wehrhaftesten des Mittelalters und widerstand allen Angriffen.


Ulmer Münster: Seit Jahrhunderten prägt es Ulm und die Region, ist im In- und Ausland geradzu ein Synonym für die Stadt Ulm geworden: das Ulmer Münster. Diese Prominenz verdankt es vor allem seinem Turm, dem mit 161,53 Metern höchsten Kirchturm der Welt.

Zwiefalten: klösterliche Braukunst hautnah erleben.


Kunst: Die Schönheiten der Alb, gesehen mit den Augen eines

Malers: Alblandschaften, Naturgärten, die Flora der Alb in Öl- und

Aquarelltechnik. Zu betrachten im «Landhaus Sonnenheide» in

Hayingen. Infotelefon +49-7386/524. Internet: www.hayingen.de.

Und ein Ostereimuseum in Sonnenbühl-Erpfingen, Steigstrasse 8,

Telefon: +49-7128- 774 Fax: +49-7128 -925. www.sonnenbuehl.de


Aktivitäten:


Information: Touristik-Gemeinschaft Schwäbische Alb, Marktplatz

1, 72574 Bad Urach, Telefon +49-7125-948106, Fax +49-

7125-948108. Internet: www.schwaebischealb.de.

In Orten ohne Fremdenverkehrsamt sind Infos oft beim Bürgermeisteramt

erhältlich.

Weitere Internetadressen: www.blaubeuren.de;

www.reutlingen.de; www.sigmaringen.de;

www.tourismus.ulm.de; www.zollernalb.com; www.zwiefalten.de


Zeitaufwand: Zwei Tage




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