08.05.2021 12:00:00 [Wilhelm Töff SCHWEIZ DEUTSCHLAND ÖSTERREICH]
DAKAR - MOMBASA - 22 000 km - sieben Monate. Das grösste Motorradabenteuer meines Lebens: Die Durchquerung Afrikas von West nach Ost.
Democratic Republic of the Congo
Zaire, ein Negativbeispiel, das bis heute stellvertretend für alles steht, was in Afrika schief läuft. Zaire, die heutige Demokratische Republik Kongo, ist nicht mehr bereisbar. Bereits 1992 gab es im Land mit den reichsten Bodenschätzen Afrikas wenig zu kaufen. Wir waren genötigt, Unmengen an Lebensmittel, zirka 70 Liter Benzin und fünf Liter Diesel für die Flussfähren, die meist wegen Brennstoffmangels nicht ablegen konnten, auf dem Töff zu bunkern. 22 000 km, Dakar-Mombasa 1991: Hier ein kleiner Eindruck ...
Die fünftägige Fahrt nach Kisangani wird zum spannenden und eindrucksvollen Erlebnis. Wir laufen immer wieder auf Sandbänke auf. Wenn es das Schubschiff nicht wieder aus eigener Kraft schafft, sich zu befreien, wird aus der fünftägigen Fahrt leicht eine mehrwöchige. Wir teilen eine einzige Toilette mit 300 Passagieren. Zum Schlafen verkriechen wir uns unter unsere Töff. Doch selbst dieser Platz wird uns noch streitig gemacht. Leben in Afrika bedeutet Kampf, und so kämpfen wir eben. Tagsüber gleicht das Schiff einem schwimmenden Dorf, mit Marktrecht und Kirche. Während der Fahrt legen Pirogen mit Waren zum Tauschen an. So dauert es nicht lange, bis sich zwischen zusammengepferchten Menschen auch noch Schweine, Affen, Hühner und allerlei anderes Getier anfinden.
Kongoflussfahrt - selbst so erlebt ...
Die Stimmung an Bord sinkt, als wir durch unseren Weltempfänger erfahren, dass in Kinshasa, der Hauptstadt, Unruhen ausgebrochen sind. Diese sollen bereits über 1000 Menschenleben gefordert haben. Alle Ausländer werden aufgefordert, Zaire umgehend zu verlassen. Viele unserer Mitreisenden machen sich grosse Sorgen wegen ihrer Familien in der Hauptstadt. Das Land ist am Rande des Bürgerkrieges. Deshalb entwickeln sich lange, nächtliche Diskussionen. Dabei werden wir von den gebildeten Afrikanern gefragt, warum Europa einem Diktator Waffen liefert. Und warum wir es zulassen, dass dieser menschenverachtende Herrscher von unseren Regierungen an der Macht gehalten wird?
Nach Ankunft in Kisangani wollten wir das Land auf dem schnellsten Wege verlassen. Ein Problem, die Pistenverhältnisse im Osten Zaires übertreffen alles, was ich bis heute erlebt habe. Wir benötigen für 90 km mehr als zwei Tage! Die Brücken sind verrottet, die in der Michelin- Karte in fettem Rot eingezeichnete Hauptstrasse ist in Wirklichkeit ein überdimensionales Schlammloch und oft nur noch ein Pfad durch den Urwald. Abenteurer kommen voll auf ihre Kosten. Die ursprüngliche Wildheit Afrikas erfährt sich schwerlich auf bequemen Highways. Die Mühe lohnt: In der Nähe von Bukavu sehen wir Zaires letzte freilebenden Berggorillas.
Das Wegenetz - Zaire ungeschminkt ...
Mein Weg zum Kap der Guten Hoffnung war viel weiter, als es sich die VR-Brillenreisen propagierenden "Great-Reset-Jünger" eines Stefan Schwab jemals werden vorstellen können. Er führte mich 100 000 km durch 24 afrikanische Länder.
Kinderarbeit, Kindersoldaten, War-Lords, bittere Armut, korrupte Eliten, Hunger ... Allein 1991 spulte ich 22 000 km über schwierigste Pisten ab – von Dakar durch die Urwälder des Kongo bis Mombasa. Zwei Tage Schwerstarbeit für 90 Kilometer Distanz. Selbst so erlebt. So sehen im Kongo Hauptverbindungsstrecken aus. Bemerkenswert ist die Hilfsbereitschaft der einfachen Leute im Kongo:
Krieg in Ruanda ....
Am 11. 2. 93 überqueren wir die Grenze nach Ruanda. Dort ist mal wieder Krieg. Die Rebellen stehen 60 km vor der Hauptstadt Kigali. Nachdem wir drei Tage, dem Geschützlärm und den Kriegsgesängen lauschend, auf unser Uganda und Tansania-Visum gewartet haben, verlassen wir am 15. 2. erleichtert dieses landschaftlich schöne Land via Tansania nach Uganda. Auch Uganda hat, wie könnte es anders sein, seine blutige Vergangenheit. Panzerwracks säumen die Hauptstrasse nach Kampala. Von dort starten wir ins gelobte Land: Kenia. Als wir die Grenze überschreiten, fühlen wir uns fast schon wie zu Hause; Discos, Hotels, gut gefüllte Supermärkte, Radarfallen auf den belebten Strassen. Und Pauschaltouristen. Auch das ist Afrika.
Erschütternde Doku zur Geschichte und dem Leiden Kongos
Die Philosophie des Autors
Von «A» wie Algerien über «K» wie Kamerun bis zu «Z» wie Zaire:
Afrika heisst für mich Motorradpannen, Zusatztanks, Lagerfeuer, Schweiss, Tränen, Dünnpfiff, Unruhen und noch viel mehr. 700 km ohne Versorgung waren auf den Saharapisten keine Seltenheit. Vollgebunkert mit 45 LiterSprit, 10 Liter Wasser sowie Essen für fünf Tage stürzten wir uns ins Unbekannte.
Schrauben gehörte zur Tagesordnung, kitzlige Fahrmanöver ebenso. Höchste Aufmerksamkeit erfordert in der Sahara das Thema Navigation. Aber es ging auch anders: In Ägypten habe ich eines der sieben Weltwunder frech mit dem Motorrad umrundet. Die Pyramiden von Gizeh, Kairo, der brodelnde Schmelztiegel, sein Verkehrschaos – der pure Wahnsinn. Man könnte endlos weitererzählen.
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