âWILLIS TOURENTIPP ZUM START DER MOTORRADSAISON: đ«đ· Franche-ComtĂ©. Erlebnisreise statt Hupkonzerte, Blechlawinen und kilometerlange Staus in den SĂŒden ...
Nein! Wir sind nicht erpicht, hektisch den Heerscharen in den ĂŒberlaufenen Schwarzwald zu folgen. Wir trĂ€umen auch nicht von Grosskontrollen in den Vogesen oder von kilometerlangen Staus in den SĂŒden ...
Auf der Suche nach einem unbekannten Kurvenrevier, sind wir fĂŒndig geworden: Franche-ComtĂ©. Nie gehört? Okay: Die so benannte Region besteht an sich aus den französischen Departements Doubs, Haute-SaĂŽne, Jura und Territoire de Belfort.
đ«đ· DIE SCHĂNE UNBEKANNTE
Einfach ausscheren aus der Blechlawine durch die Alpen und der wild geschlĂ€ngelten Wasserstrasse des Doubs, folgen. HĂŒbsche Dörfer und Mittelalter-StĂ€dtchen wie zum Beispiel Pontarlier oder Ornans, Kirchen und Kapellen, Schlösser und Burgen gibt es zuhauf zu entdecken. Von unzĂ€hligen Tropfsteinhöhlen und senkrechten KalksteinwĂ€nden (wie bei uns auf der Alb) und tosenden WasserfĂ€llen haben wir gelesen ⊠von einsamen StrĂ€sschen, wilden Schluchten mit reissenden FlĂŒssen, herrlichen Aussichten, riesigen, schattigen WĂ€ldern und mit Blumen ĂŒbersĂ€ten Wiesen haben wir gehört. Und eine Vielzahl an Seen â besonders auf dem Plateau des Mille Ătangs â haben wir auf der Michelin-Karte ausgemacht.
Jetzt ist es so weit: Schweiz, N1, Ausfahrt Oensingen: Noch eine Ampel, noch ein kurzer Stau. Uff! Geschafft. Jetzt Richtung Delsberg, St-Ursanne und weiter bis in die Gegend um Pontarlier â so lautet der Plan fĂŒr den Rest des Tags. Irgendwo dazwischen versuchen wir den Einstieg ins UrlaubsgefĂŒhl. Auf der wenig frequentierten N30 scheint es bereits zu gelingen: StĂŒhle stehen vor den CafĂ©s. ErfĂŒllt von den ersten entspannenden Kilometern seit ZĂŒrich, parken wir die Motos vor einer alten Dorfbeiz, werfen die Motorradjacken ĂŒber die Plastikhocker.
Hinter St-Ursanne geht es los, das ersehnte Biker-Landleben: Der Doubs schlĂ€ngelt sich mit der Strasse um die Wette durchs Tal. Kalksteinfelsen tĂŒrmen sich auf, dazwischen zirkeln bunte Kanuten im glasklaren Wasser. Die endlich frei atmenden Zweizylinder schieben mĂ€chtig vorwĂ€rts. WĂŒrziger Tannenduft blĂ€st die Alltagssorgen fort. Das Asphaltband ist unser, die einsamer werdende Landschaft scheint die Sinne zu beflĂŒgeln. WĂ€hrend wir bei St-Hippolyte weiter im Zickzack ĂŒber die D39 Richtung Pontarlier kurven, lasse ich die Gedanken kreisen: Warum ist diese Gegend Frankreichs vom Massenandrang so gĂ€nzlich verschont geblieben? Kein Auto weit und breit. An der Landschaft kann es wohl kaum liegen.
STOP AND GO IM LAND DES WASSERS
Stop and Go ist hier dennoch angesagt, ganz ohne Staus. Die Region ist durchzogen von SehenswĂŒrdigkeiten, die man nicht missen sollte. Sie heissen La Furieuse oder Le Doubs. Oder auch Savoureuse, Lanterne⊠Ihre Quellen sind oftmals nichts weiter als unsichtbare unterirdische WasserlĂ€ufe, die bereits zum zweiten Mal an die OberflĂ€che treten, weil sie auf den Hochplateaus ein erstes Leben gefĂŒhrt haben und irgendwo versickert sind. Der populĂ€rste Beweis hierfĂŒr ist eine Geschichte um das FlĂŒsschen Loue:
Anno 1901 brannte in Pontarlier die Absinthbrennerei Pernod ab. Tausende von Hektolitern des berauschenden «GrĂŒnen» flossen in den Doubs â drei Tage spĂ€ter erschien die FĂ€rbung des alkoholischen GetrĂ€nks (die weltberĂŒhmte SpezialitĂ€t der Region, die traditionell aus Wermut, Anis, Fenchel und einer je nach Rezeptur variierenden KrĂ€utern hergestellt wird) plötzlich im Fluss Loue!
đ«đ· DER WEG? DAS ZIEL!
Die Wege zum Ziel sind hier also vielfĂ€ltig. Auch auf Asphalt. Die Verkehrszeichen sind teilweise noch auf Betonschilder gemalt, die Strassen oft nur mit verwitterten Mittellinien ausgestattet und gelegentlich von Kilometersteinen eingerahmt. Selbst Schotterpisten sind keine Seltenheit. Und wer glaubt, die HochflĂ€chen der Franche-ComtĂ© seien eben, wird sich wundern: In langgezogenen, Kurven boxt sich die HP2, die Zylinder knapp ĂŒber dem griffigen Asphalt, ĂŒber die HĂŒgelketten. Auf deren Kuppen erhascht man fĂŒr einen Moment einen genialen Blick in die Ferne, bevor die Strecke in engen Serpentinen tief in karstige TĂ€ler - etwa hinab zum StĂ€dtchen Ornans - abtaucht. Meine Partnerin auf der Harley hat da das Nachsehen. Doch das minimale Verkehrsaufkommen macht diese Gegend vor den Toren der Schweiz fĂŒr jeden zum «Lecker-Tipp». Wer GespĂŒr fĂŒr die schönste Landschaft und die kurvigsten StrĂ€sschen auf der Landkarte und per GPS sein comtoiser Jagdrevier absteckt, hat die besten Karten. Was natĂŒrlich dazu fĂŒhrt, dass die Route keiner strengen Richtung folgt, sondern scheinbar ziellos die Gegend durchquert. Zudem lĂ€sst es alternativen Wegen und Fahr-Vorlieben viel Raum. Egal ob man gerne am Quirl dreht oder genussvoll cruisen will. đ Zu den GPS-Downloads und den Roadbooks nach unten scrollen ...
đ«đ· INFOKASTEN
Die Region Franche-Comté - ein Motorrad-Traum:
Schroffe Felslandschaften, idyllische Flussauen, Kurven und kleine Strassen. Die besonders kurvigen findet man in den Gebieten, in denen Höhlen, Quellen, WasserfÀlle, Kessel und Schluchten das Bild bestimmen. Source de Doubs, Source de la Loue, Source du Lison, Cirque de Baume, Cascades du Hérisson, Gouffre de Poudrey ...
Ornans, auch «Venedig der Comté» genannt, hat uns besonders gefallen und ist Hauptanziehungspunkt im Tal der Loue. Restaurants und CafĂ©s unter KastanienbĂ€umen laden zum Verweilen ein. Die alten, auf PfĂ€hlen erbauten HĂ€user, die BrĂŒcken und Reflexionen auf der WasseroberflĂ€che machen den Reiz des Ortes aus. Die Loue ist neben dem bekannteren Doubs einer der schönsten FlĂŒsse der Franche ComtĂ©, der viele Maler, insbesondere Courbet, faszinierte.
Source de la Loue: Die Quelle der Loue, die einer grossen Grotte am Fuss eines hohen Felsens entspringt, bietet eines der schönsten Naturschauspiele des Jura.
Der Doubs: Wer dem bekanntesten Jura- Fluss folgt, erfÀhrt, was diese Region ausmacht.
Cascades du HĂ©risson: Der HĂ©risson stĂŒrzt am Ende einer Schlucht aus einer Höhe von 805 Metern in sieben WasserfĂ€llen insgesamt 280 Meter in die Tiefe.
Lac de St-Point: SĂŒdlich von Pontarlier liegt einer der grössten Binnenseen Frankreichs (GUTE Campingmöglichkeiten).
Höhlen: Die Gouffre de Poudrey â Riesenhöhle: Der Saal ist einer der grössten HohlrĂ€ume in Europa (www.gouffredepoudrey.com). In Les Planches bei Arbois (tourisme.arbois.com), in Baumeles Messieurs (www.baumelesmessieurs.fr), in Poudrey bei Besançon und in Osselle (grotte-osselle.fr) kann man die unterirdischen FlĂŒsse auch touristisch entdecken.
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100 Tourentipps: https://www.wilhelm-toeff.ch/post/mega-reisespezial
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